Januar 2008
Mary Island
Jasmins E-Mails
© Jonathan Philippi 2013
2. Januar 2008
Hallo Julie
War das eine Silvesterfete, Mann, ich glaube, wir sind
betrunken umgefallen. Kevin hat sich an mich
rangemacht, aber ich hab ihn nicht gelassen. Seine
Eltern waren in Schweden und wir hatten die alte Villa
für uns. Um eins haben wir dann gemeint, wir müssten im
Hallenbad schwimmen gehen. Das Wasser war eiskalt. Und
wir sind nur mit Unterwäsche da rein. Die Jungs wollen
nicht. Susi und Pia und ich waren allein, alles
Feiglinge, sag ich dir, vorher eine große Klappe und
dann haben sie gekniffen. Naja. Die waren auch so
knülle, die wären glatt ersoffen.
Wir sind um Mittag nach Hause. Einige haben noch
geholfen, die Bude aufzuräumen. Sah chaotisch aus. Also
mein Vater hätte mir den Kopf abgerissen. Ich glaube,
Kevin hat deine E-Mail-Adresse rausbekommen. Steffen
hat ja an seine Klasse geschrieben und die haben’s
fleißig weitergemailt und verteilt. Also wenn er sich
meldet, von mir hat er sie nicht.
Ich hatte den ganzen Tag Kopfschmerzen. Aber die sind
nun weg. Es liegt kein Schnee, es regnet und ist trist
und grau. Da nutzt es mir auch nix, wenn es bei euch
genauso aussieht. Ich wäre gerne bei euch. Sand, Meer
und Regen ist besser als kein Sand, kein Meer und
Regen, glaub’s mir.
Von eurer Mutter gibt es nichts neues. Der
Hausverwalter weiß auch nichts. Die Miete hat sie
bezahlt, aber er glaubt nicht, dass sie noch in der
Wohnung ist. Dad hat seine Fühler ausgestreckt. Er
denkt, sie ist in Berlin, wo sich auch während des
Prozesses war. Jedenfalls kläffe ich sofort, wenn ich
was weiß, Wuff, wuff.
Yannick hat sich die Hand verbrannt, als er eine dieser
Riesenspritzkerzen anzünden wollte, mit einem kleinen
Feuerzeug. Der lernt nie was dazu. Aber er hat seine
letzten beiden Wettkämpfe gewonnen. Er meinte, Ende
Januar trifft er wieder auf den Zwerg, der ihn auf die
Matte geworfen hat und dann gäbe es Revanche. Mal
sehen.
Hab dich lieeeeeeeeeeeeeb
Jasmin